Haus Bollheim

Früher ein herrschaftliches Schloss derer zu Hompesch und heute ein Demeter Biohof

Diese Seite stellt informativ und ohne wissenschaftlichen Anspruch einen Auszug aus unserem Wissen über Oberelvenich zusammen.

Wir verzichten bewusst auf korrekte Zitationen, legen bei Bedarf aber gerne unsere Quellen offen.

Heute bekannt als Demeter-Biohof Haus Bollheim hat das Anwesen eine gut neunhundert Jahre alle Tradition. Beginnend als Lehen (Burg) entwickelte sich das Gut weiter fort. Im späteren Mittelalter ging nach einem Blitzschlag und darauffolgender Zerstörung der Charakter der Burg verloren. Der Herrschaftssitz wurden daraufhin als Barock-Schloss wieder aufgebaut. Im 19. Jhd. wurde das eigentliche Schloss abgerissen und es blieben lediglich die Wirtschaftsgebäude übrig (manche sprechen auch von "Vorburg", obwohl die Wirtschaftsgebäude keine Vorburg bildeten). Von diesem Punkt an wäre es vermessen, weiterhin vom Schloss zu sprechen. Es soll hier weiterhin als Gut angesprochen werden, da die bäuerliche Nutzung in den Vordergrund trat.


Im Mittelalter kam es häufig vor, daß die deutschen Könige von ihren umfangreichen Ländereien kleinere oder größere Besitztümer an treuergebene Beamte, Rittern und Vasallen zur freien Nutzung verliehen. Hiefür erwarteten sie im Gegenzug ungeteilte Loyalität

Diese sogenannten Lehnsgüter waren kein unbeschränktes Eigentum, vielmehr behielt der Gebende auf seinem Gut das Besetzungsrecht im Falle eines Krieges.


Später als die Macht der Könige sank, betrachteten die Lehnsmänner ihr Gut vielfach als Eigentum und gaben Teile von diesem, wieder an andere als Lehen, und bildeten sich so neue Abhängigkeiten und oftmals eigene, kleine Heere.

Im 11. Jahrhundert

Das in der Gemeinde Oberelvenich gelegene Gut Bollheim war ein etwa 500 Morgen umfassender Besitz, der sich unter den Schenkungen des Kölner Erzbischofs Anno 2., 1067 an den Stift St. Georg in Köln befand.

Im 14. Jahrhundert

Die Burg Bollheim, in der sumpfigen Aue des Rotbaches gelegen, wird 1331 zuerst erwähnt. Damit lag die Burg nahe an der ehemaligen und wichtigen Römerstraße von Reims nach Köln.


Der Ritter Godart von Boylnheim (nach heutiger Lesart und anderen Quellen: Gottfried von Bollheim) erscheint 1342 unter den Burgnamen im Register des Erzbischofs Walram von Köln. Er wurde zudem ab 1339 als Eigentümer des Hofes Frauenberg geführt. 1362 wird er Knappe auf Lebenszeit, Vasall der Stadt Köln.


Später, gegen 1379, wechselte die Burg an die Familie von Vlatten. Ursächlich war, dass die neuen Burgherren Balduin, Godart und Johann 1391 in eine Fehde mit der Stadt Köln gerieten, die zu der in der Kölner Chronik beschriebene Belagerung und Erstürmung der Burg führt.


Im 15. Jahrhundert

Werner von Vlatten, Amtmann des Abtes von Prüm zu Wichterich, verkaufte 1401 das Dorf Oberelvenich mit aller Hoheit und Gerechtigkeit an den Grafen von Blankenheim für 400 Rheinische Gulden.

Rollmann von Geißbusch, der als reicher Geldgeber am rheinischen Hof bekannt war, überließ Wilhelm von Leon, dem Grafen zu Blankenheim ein Darlehen von 600 Gulden gegen die Verpfändung von dem Dorf Oberelvenich (andere Quellen sprechen von einem Verkauf des Dorfes für 400 Gulden). Ebenso lieh er dem Erzbischof Dietrich von Köln 2000 rheinische Gulden gegen die Rechte zu Wichterich und Oberelvenich.
Herzog Reinhold von Jülich schuldete ihm 1422 sogar 2100 Gulden.

Durch dieses reiche Darlehen an den Herzog von Jülich begründete Johann 1453 die Unterherrlichkeit (nach anderer Quelle: Unterherrschaft) Bollheim. Hierzu gehörten die Dörfer Frauenberg nebst Oberwichterich und Irresheim, Oberelvenich, Lüssem und Rövenich.
Einige Jahre später erhält Heinrich von Geißbusch 1446 vom Herzog von Jülich Amt und Schloss Heimbach zur Verschreibung (zum Pfand), wird 1447 jülicher Amtmann zu Bergheim und kauft im gleichen Jahr die Hälfte der Burg Veynau. 1457 wurden ihm zudem die Amtsgeschichte von Nörvenich und Wichterich übertragen.

Damit beginnt der Aufstieg der Burg Bollheim zu hoher Bedeutung, die sich nach der Heirat der Erbtochter Katherina von Geißbusch mit dem Ritter Johann von Hompesch (1477) noch steigerte.

Das Altartriptychon vom Kölner Meister der Ursulalegende in der Frauenberger Pfarrkirche vom Ende des 15. Jahrhundert, zeigt die Stifterbildnisse dieses Paares, die Bedeutung der Familie von Geißbusch geht aus den Ämtern hervor, die die Träger des Namens inne hatten.

Im 16. Jahrhundert

Franz von Hompesch schloss 1564 Vereinbarungen mit den Bewohnern von Oberelvenich wegen des Weiderechtes an gewissen Benden, wozu 5 Morgen an der Mühle gehörten. Diese 5 Morgen sollten vom Johannistag (24. Juni) bis Mitte März der Gemeinde zu Verfügung stehen, wenn diese sich dazu verpflichten würde, in diesem Jahr (1564) mehrmalige Frondienste zu leisten.


1571 erhielt Franz zu Hompesch den Befehl sich mit Pferden, Hauptharnischen und Spießen zu rüsten und nach Köln zu reisen. Dort verbrachte er seine letzten Lebensjahre und verstarb 1586 kinderlos.


Sein Erbe erhielt sein Neffe Hermann Philipp von Hompesch, der sich durch feierliches Glockengeläute als Unterherrn huldigen ließ.

Denn durch den Einfluss der reformierten Familien von Quadt zu Flamersheim und von Palant zu Wachendorf traten 1596 Hermann Philipp von Hompesch nebst Gemahlin Anna von Reuchenberg zum neuen Bekenntnis über und ließen sofort reformierten Gottesdienst in der Burgkapelle einrichten.


 Der evangelische Pfarrer Molitor aus Euskirchen schreibt, er habe Himmelfahrtstag 1618 sein Predigtamt angetreten und "ohne alle Hindernisse continuirt (fortgesetzt) und zwar dieser Gestalt, daß den einen Sonntag auf dem Hause Großbüllesheim, den anderen zu Flamersheim, den dritten zu Bollheim gepredigt worden".

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Im 17. Jahrhundert

Johann Dietrich von Hompesch, Sohn Hermann Philipps, empfing 1624 die Belehnung mit Bollheim durch den Erzbischof zu Trier und verglich sich mit Adam von Efferen wegen eines Grundstückes am Niederelvenicher Broch. Gegen Überlassung des unbeschränkten Eigentums versprach der Bollheimer dem Sohn des Adam von Efferen, Karl, ein Pferd mit Sattel und Zeug.


Sohn und Nachfolger auf Bollheim war Wilhelm Degenhard vom Hompesch, der Oberstjägermeister, Marschall und Kammerherr des Herzogs von Jülich.


Im dreißigjährigen Krieg 1641/42 bezogen die mit den Franzosen verbündeten Hessen und Weimarer ihr Winterquartier im Schloss Bollheim und drangsalierten die Bewohner und Bewohnerinnen auf unsagbare Weise.


1672 Sicherte der Religionsvergleich von 1672 den Status von mehreren adligen Häusern unserer Gegend, unter anderem Bollheim und Sievernich. Trotzdem kehrte die Familie von Hompesch zur katholischen Kirche zurück, und alle Neuerungen in Bollheim hatten ein Ende.

Die allgemeine Situation war durch Unruhen geprägt. Hierzu ist z.B. überliefert:


Dem Hubert Bierekofen nahmen die Reiter 1673 ein Ackerpferd gewaltsam aus dessen Stall. Kein Wunder das die Dorfbewohner ihr Vieh auf Haus Bollheim in Sicherheit brachten, während der adlige Herr mit seinen Lehnsmannen Tag und Nacht den anrückenden Horden entgegenritt, um durch Versprechungen und Geschenke die Kriegsdrohungen abzuhalten.


1679 drohten die in der Herrschaft von Haus Bollheim stehenden Franzosen mit der Niederbrennung der Häuser, wenn man nicht unverzüglich die geforderten Gelder beischaffe. Nur durch eine Anleihe von 500 Reichstalern beim Kölner Bürgermeister

Ähnliche Lasten vermerkt der Lehnsmann aus den folgenden Jahren und fand daneben noch die Mittel, im Auftrage der getreuen Untertanen dem gnädigen Herrn von Bollheim 1684 bei seiner Abreise nach Ungarn zur Abwehr der eindringenden Türken zwei Pistolen zu schenken, die der Stadthalter Coenen mit 18 Talern in Rechnung stellte. In die herrschaftliche Küche nach Bollheim schickte er als besondere Verehrung zum Christfest einen fetten Hammel und ein Spanferkel.


Die Burg Bollheim wurde etwa zur gleichen Zeit durch einen Blitzschlag weitgehend zerstört und ab 1682 als repräsentatives Barockschloss erneuert worden.

Im 18. Jahrhundert

Lithographie aus dem Jahre 1764

Der Sohn des Wilhelm Degenhard, Karl Kaspar von Hompesch starb 1741 zu Bollheim und wurde in der Pfarrkirche zu Oberelvenich an der Seite seiner Gemahlin Maria Katherina von Horst (+1728) beigesetzt.


Der Sohn und Erbe Johann Wilhelm, dem die Pfarrkirche zu Oberelvenich den noch vorhanden Hochaltar verdankt, starb 1762 und wurde unter demselben beigesetzt; ebenso 1785 seine Gemahlin Isabella von Benlandt zu Rheidt.


Bollheim kam nun an Franz Karl Freiherrn von Hompesch, auf dessen Befürwortung die Jülisch-Bergische Regierung um 1785 die alte Aachen-Frankfurter Straße vom Siechhaus über Oberelvenich in Richtung Euskirchen verlegt und ausgebaut wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde die Strecke vom Dorfe nach Bollheim neu angelegt und der alte Weg durch die "Maas" zur Mühle aufgehoben. Auch der Bau der Brücke über den Rotbach datiert aus dieser Zeit. 


An Franz Karl von Hompesch, geheimer Staatsminister des Kurfürsten von der Pfalz, und dessen zweite Gemahlin Therese Marquise von Hoensbroch, erinnern noch heute ihre Monogramme: F C H bzw. T M H auf dem äußeren Tor zu Bollheim.


Der Einmarsch der französischen Revolutionstruppen in das linksrheinische Gebiet machte 1794 mit einem Schlage allen üblichen Formen der feudalen Zeit und auch der Unterherrschaft Bollheim ein Ende. Die Besetzung geschah am 8. Oktober durch einen Trupp reitender Jäger, die nach einem traditionellen Bericht die noch vorhandene Steinfigur des hl. Johannes von Nepumuk von der Brücke in den Rotbach stießen.

Der ganze Besitz kam zunächst zum französischen Domänengut und wurde später (nach nicht verifizierbaren Quellen) für 600 Reichstaler von der Familie Hompesch zurückgekauft.


Auch die Armenfürsorge erfuhr eine gänzliche Neuordnung. Die seit 200 Jahren bestehende Stiftung der von Hompesch ging in die Hände der Zivilverwaltung über, an deren Spitze der Bürgermeister stand. Der am 16. Mai 1801 gebildete Verwaltungsrat der Armenrenten der Bürgermeisterei Nemmenich bestand aus dem Bürgermeister Bartholomäus Wirt, den Pastoren Wineken aus Oberelvenich und Esser aus Nemmenich sowie dem Bürger Anton Keller aus Oberelvenich. 

Im 19. Jahrhundert

Haus Bollheim, 1867

Franz Karl der 1800 starb, vererbte den Stammsitz seinem Sohn Johann Wilhelm, der sich als Finanzminister zumeist in Düsseldorf aufhielt.

An ihn wandten sich die Bewohner von Oberelvenich, als 1804 ihre alte Pfarre aufgehoben und zu einem Rektorat erklärt worden war.

Sein Bruder Ferdinand Ludwig, der 1809 den Besitz übernahm, wurde 1822 in den erblichen Grafenstand erhoben und starb 1831 als englischer General und Inhaber eines eigenen Regiments reitender Jäger.


Wilhelm Hugo, sein Sohn, trat sodann das Erbe an; hielt sich mit seiner Familie aber nur von Mai bis Juli 1842 auf Schloss Bollheim auf und siedelte dann im Herbst des gleichen Jahres nach Mähren um.


Schloss Bollheim verkaufte er 1843 für 86'000 Taler an Prosper Ludwig, Herzog von Arenberg, der zugleich auch die übrigen rheinischen Güter der gräflischen Familie aufkaufte.

Dieser Lageplan. vermutlich aus der Vermessung um 1829, zeigt deutlich, dass das Schloss Bollheim von einem breiten Wassergraben umgeben war.

Ludwig Prosper von Arenberg hatte wenig Interesse an dem mittlerweile schon baufälligen Schloss. Sein Interesse galt vielmehr den hiermit verbundenen Ländereien. Das Schloss verfiel zusehend.

Farblithographie von Christian Hohe (1798-1867) um 1860 aus der Sammlung Alexander Duncker (1813 bis 1897)

Diese Litographier ist vermutlich die letzte Darstellung des Schlosses Bollheim.


Gegen 1884 gestaltete sich die Zuordnung von Oberelevenich und dem Hause Bollheim komplex:

Bollheim lag in der Bürgermeisterei Nemmenich. Es war ein allodiales Gut. Der Abt von Prüm war Grund- und Lehnsherr; der Erzbischof von Köln der Gerichtsherr.  Ansonsten lag die lokale Gerichtsbarkeit in Frauenberg.  Das Dorf Frauenberg, die Dörfer Oberwichterrich, Irresheim, sowie die "Hoheit und Herrlichkeit“ über Lüsen und Rövenich waren jülicher Lehen. 

(E. von Oidtman: Bollheim bei Zülpich und seine Besitzer, insbesondere die Herren Hompesch, 1884)


1882-1885 wurde das Hauptschloss wegen Baufälligkeit von der Familien von Arenberg abgebrochen. Nur die Wirtschaftsgebäude und die Wächterhäuschen blieben bis heute erhalten.


Die wertvolleren Bauteile und Ausstattungsgegenstände, das große Doppelwappen und die Uhr von der Hauptfront; die Wandvertäfelungen und die Samttapeten, die Gobelins und Barockmöbel des Rittersaals und die Türen mit reichen Messingbeschlägen gelangten auf das arenbergische Gut Rommersdorf bei Neuwied, die Reste der Bibliothek nach Schleiden.


Ab 1892 kam Haus Bollheim an verschiedene freie Pächter. Als erster in der langen Reihe soll Karl Gießen genannt sein, der 1930 verstarb.

Im Oktober 1982 übernahmen Herr Arnold Langen und mehrere Landwirte, welche auf biologisch-dynamischen Betrieben Erfahrungen gesammelt hatten, gemeinsam den Hof Bollheim um ihn zu bewirtschaften.

Im 20. Jahrhundert

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Im 20. Jahrhundert verfiel der Hof zusenhenst, bis dass er von der Familie Langen / von Hagenow übernommen wurde. Heute befindet sich im Hof einer der größten und erfolgreicher Demeter-Biohof .

1984

Seit dem 24. Januar 1984 steht die zweiteilige barocke Vorburg unter Denkmalschutz.

Impressionen aus heutiger Zeit

Der Demeter-Biohof und sein Umfeld

Alle Bilder, sofern nicht anders beschriftet von Bernd Pesch.