Schulwesen

Im 18. und 19. Jahrhundert war das Schul- und Küsteramt fest miteinander verbunden. Die Anstellung des Küster-Lehrers geschah auf Vorschlag der Gemeinde und des Pastors. Die Herren von Bollheim bestätigten die Wahl jeweils für ein Jahr.

Eine Wahlperiode dauerte immer von einem Hubertustag zum darauffolgenden. Einige Namen können wir noch nachverfolgen:

1719 Johann Wollersheim
1736 Heinrich Loosen
1755 Johann Aschenbroch

Aus dem Jahr 1794 wissen wir aus französischen Aufzeichnungen, dass beim Einmarsch der französischen Truppen im Winter dreißig Kinder von dem Offermann Thomas Grohn im Schulhaus unterrichtet wurden. Er war im Nebenberuf Leinenweber und übte diesen Beruf auch noch während seiner Lehrertätigkeit weiter aus, da der Beruf des Offermanns nicht gut bezahlt war. Thomas Grohn verstarb 1822 an der Pest.
Sein Nachfolger, Johann Matthias Beusch, genannt Kerp's Hannes Matthes, hielt den Unterricht in seinem Privathaus ab. Während jener auf seinem Webstuhl mit Armen und Beinen beschäftigt war, saßen die Kinder auf niedrigen Bänken um ihn herum, ein Stück Dachschiefer in der Hand und lernten. Wenn die Unruhe zu groß wurde, ist folgender Spruch überliefert:
Ihr Kinder, lernt! Sonst komme ich von der Gezahne.

Anschließend soll dann wieder alles still im Klassenzimmer gewesen sein. Und wenn dann die Kinder begannen, Kartoffelscheiben am Ofen zu rösten, oder der Hausfrau in die Töpfe zu gucken, wurden die Kinder entlassen.
Die Schulsituation besserte sich erst gegen 1825 mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht grundlegend. Die Gemeinden richteten wieder in den Gemeindehäusern - sofern vorhanden - ständige Schulzimmer ein und die Kinder saßen wieder mit Dachschiefertafeln um kleine Tische herum.

Am 11. Juli 1828 verstarb Johann Matthias Beusch. Sein Nachfolger wurde Matthias Hürth aus Kalkar. Am 29. Oktober 1838 erhielt er seine Berufungsurkunde, obwohl er bereits seit Jahren das Amt des Offermanns ausübte. In dieser Urkunde wurde vermerkt,
...daß er seit neun Jahren den Unterricht zur Zufriedenheit des Schulvorstandes und der ganzen Gemeinde erteilt hat. Bei weiterer, geflissenhaften Erfüllung seiner Schulpflichten wird ihm zugestanden:

1 Feie Wohnung im Schulhause.
2 Die Benutzung des zur Schule gehörenden Gartens, genannt die Villkaule, 1/4 Morgen groß.
3 Eine Belohnung von 96 Talern jährlich.
...

Dagegen verzichtete der Küster Hürth auf die Gaben und das von jedem Haus zu entrichtende Viertel Korn.
Seit 1835 war die Schule in einem neu errichteten und geräumigen Anbau gehalten worden.

Auf Hürth folgte nach seinem Tode im Jahre 1868 Gerhard Schramm, welcher bis 1876 als Lehrer tätig war. Anschließend für zwei Jahre Severin Bauer im alten Schulgebäude und ab dem 3. November 1878 im neuen Schulhaus.

Severin Bauer war insgesamt 42 Jahre in diesem Amte tätig und wurde am 16. April 1921 in einer großen Abschiedszeremonie von der Gemeinde und vielen ehemaligen Schülern in den Ruhestand verabschiedet.

Norbert Demski folgt ihm nach, bis dass er 1933 als Hauptlehrer nach Friesheim versetzt wurde.

Anschließend übernahm Wilhelm Sieber das Amt.

Quelle:

Peter Simon: Geschichte der Jülischen Unterherrschaft Bollheim, Köln, 1907