Diese Seite stellt informativ und ohne wissenschaftlichen Anspruch einen Auszug aus unserem Wissen über Oberelvenich zusammen.
Wir verzichten bewusst auf korrekte Zitationen, legen bei Bedarf aber gerne unsere Quellen offen.
Die fränkische Periode im Rheinland
In der fränkischen Periode siedelten sich die Salier um Zülpich herum an. Dies war einer der ostfränkischen, ripuarischen Frankenstämme („Rheinfranken“).
Viele römische Denkmäler und Hinterlassenschaften wurden zerstört. Um Oberelvenich herum wurden viele neue Siedlungen gegründet. Man erkennt sie an der Endsilbe „-heim“ im Namen. Dies wären beispielsweise Bollheim, Irrsheim und Lüssem (ehemals Ludesheim).
Die Zeiten waren sehr unruhig und viele Stämme versuchten das Machtvakuum nach dem Rückzug der Römer zu besetzen. Chlodwig, König der salischen Franken wurde in diesem Zusammenhang in eine Schlacht mit dem Alemannen verwickelt, als diese in das östliche Rheinland einfielen. Mittlerweile ist umstritten, ob die Chlodwigschlacht wirklich in der Nähe von Zülpich stattfand; auch wenn verschiedene historische Flurbezeichnungen darauf hindeuten. Es bleibt unklar, ob der überlieferte Ortsname der Schlacht, Tulbiac, wirklich Tolbiacum entsprechen können. Es gab einfach keine Alemannen im Zülpicher Umland.
843
Erste Erwähnung des Ortes Elvenich
(gemäß Eintrag, Wikipedia.de. Für mich ist diese Jahreszahl nicht belegt und anzuzweifeln, weil der Hof Albinich erst später Elvenich genannt wurde (vergleiche Eintrag zum Jahr 855).
845
Prof. Floß schrieb in den Annalen des historischen Vereins Bonn (Band 20, Seite. 178) über die Heilung eines „Gichtbrüchigen“ aus Albiniacum, die sich auf Fürbitte der heiligen Chrysanthus und Daria in Münstereifel zugetragen haben soll. Folgenden Eintrag hatte er hierzu notiert:
„Folgen wir hier den Ausführungen des Gewährsmannes: Ein Mann aus den hörigen des heiligen Petrus [St. Peter zu Zülpich oder zu Münstereifel (?)] Daguin mit Namen, auf der Villa die Elvenich heißt [suit quidam homo item ex familia saneti Petri nomine Daguinus in villa que vocatur Albiniaca…] wurde in dem nämlichen Jahre, wo die Leiber beigesetzt wurden, so in den Lenden lahm, daß er ganz und gar nicht mehr gehen konnte, sondern auf Händen und Füßen kroch. So verblieb er ein ganzes Jahr; dann ward er an den heiligen Ort auf einem Karren gebracht. Drei Tage lang kroch und schleppte er sich durch die Kirche und ließ sich in der Krypta oft bei der Memorie der Heiligen nieder. Als man in der vierten Nacht die Nocturnen läutete, und er in gewohnter Weise sich einfand, hieß nach Beendigung derselben die Küster ihn zur Stunde die Kirche verlassen. Er gehorchte dem Befehle und schleppte sich in die Vorhalle der Kirche. Doch der heftige Wind ließ ihn dort nicht bleiben; er begab sich in die andere Halle, welche durch die Kirche zum Armenhospital führte. Hier nun warf er sich an dem Eingang zur Kirche zur Erde. Als er eine Zeit da lang gelegen hatte, erblickte er, wie er selbst erzählte, zwei weißgekleidete Knaben von wunderbarer Schönheit. Sie traten durch das nämliche Tor hinaus und schritten gegen das Hospital hin. Hier weilten sie kurze Zeit; dann kehrten sie durch die nämliche Halle zurück und traten in die Kirche. Dabei rührte einer von ihnen an seiner Schulter und sprach: „Stehe auf, du bist geheilt, gehe in deine Herberge!“ Alsbald erwachte er gesund und sprach Gott Lob und Dank, der ihn durch seine Heiligen so geheilt hatte, daß er, der auf dem Karren gekommen war, nun auf seinen eigenen Füßen nach Hause wandelte.“
855
Der Hof Albinich (Elvenich, auch Albiniacum) wird an das Kloster Prüm verschenkt. Erste Erwähnung des Namens in einer Schenkungsurkunde (vergleiche auch Eintrag zum Jahr 843).
866
Eine Schenkungsurkunde aus dem Jahre 866 bestätigt, dass eine Frau namens Hiedilda ihre Güter in den Villen Elvenich und Wichterich, bestehend aus Häusern, Ländereien, Wiesen, Wäldern und einer Kirche an das Kloster Prüm schenkte.
[Anmerkung: da zu diesem Zeitpunkt die Kirche Sankt Matthias in Oberelvenich noch nicht existierte, kann es sich nur um die Kirche in Wichterich handeln]
Zugleich würden dies Güter durch den Abt Ansbaldus an Hiedilda zur lebenslangen weiteren Nutzung (Niesbrauch) als „Precarie“ oder „Beneficium“ zur Verfügung gestellt.
[Anmerkung: der Begriff „Villa“ stand nicht für ein einzelnes luxuriöses Haus, sondern für die kleines Dorf]
Die Urkunde sagt aus:
…tibi mente deuota ac beniuola postulata largimus, scilicet in pago tulpiacinse in uillis his nominibus Albianiaca et Wihetracha mansum indomini domibus et terris et pratis ac siluis cum uniuersis casticiis atque adiacentiis suis. Ecclesiam quoque cum omnibus rebus et appendiciis suis inibi fundatam cum XLII. mansis ad eandem curtem indominicatam pertinentibus cum omni merito et terminis suis…
880
Auf gleiche Art und Weise wie 866 die Frau Hiedilda erhielt der Levit (?) Graf Rudolf von Krakilenheim die Nutznießung seine an das Kloster Prüm geschenkten Güter zu Elvenich und Wichterich:
„…in pago tulpiacensi in uillis his nominibus Albiniaco et Witracha.“
Im frühen Mittelalter gab es viele befestigte Burghäuser, die nicht mehr existieren, weil sie entweder aufgegeben wurden, bei Belagerungen zerstört wurden oder einfach dem Zahn der Zeit zum Opfer fielen. Hierzu ist auch die Wasserburg Elvenich zu rechnen.
Die Burg war ein Offenhaus. Um dies zu verstehen, muss man die Struktur der Lehen und Unterlehen kurz ansprechen. Diese Offenhäuser waren de facto kein Eigentum des Besitzers, sondern gehörten dem Lehnsherren. Dies konnte ein König sein, oder wie im Falle der Wasserburg Elvenich und der Burg Bollheim zunächst der Erzbischof von Köln. Dieser vergab diese Lehen zur Nutzung an verdiente Vasallen. Im Gegenzug wurden Steuern fällig und unabdingbare Treue wurde vorausgesetzt. Sollte ein Vasall seinen Pflichten nicht mehr nachkommen, behielt es sich der Lehensgeber vor, die Burg neu zu besetzen (daher der Begriff „Offenhaus“). Die Besitzer solcher Offenhäuser wiederum vergaben Unterlehen. Dies war besonders pikant, weil der Lehensnehmer aus seinen „Untervasallen“ ein kriegsfähiges Heer aufstellen konnte und zu einer echten Bedrohung des Lehensgeber werden konnte.
Im Laufe der Jahrhunderte verloren viele Lehensgeber ihre Macht und die Vasallen betrachteten die Lehen immer häufiger als Eigentum.
Quelle:
Peter Simon: Geschichte der Jülischen Unterherrschaft Bollheim, Köln, 1907