Diese Seite stellt informativ und ohne wissenschaftlichen Anspruch einen Auszug aus unserem Wissen über Oberelvenich zusammen.
Wir verzichten bewusst auf korrekte Zitationen, legen bei Bedarf aber gerne unsere Quellen offen.
1127
An der Stelle der jetzigen Pfarrkirche St. Matthias stand ursprünglich eine kleine Kapelle, von der nur noch der Turm erhalten geblieben ist.
1351
Bekennen doch mittels Urkunde von 1356 Schultheiß und Scheffen des Gerichtes Oberelvenich im Hovener Kirchspiel:
"...,daß ihre vor langer Zeiten zu Ehren des hl. Matthias gegründete Kapelle mit jährlichen Kornpächten, Ackerland und Zehnten gestiftet und datiert ist, damit ein geziemter Gottesdienst darin gehalten werden könne."
Grundlage für diesen Akt war ein Notariatsregister aus dem Jahre 1351, welches noch vorhanden ist. Dieses Dokument beruft sich auf ein noch älteres - aber verschollenes -Dokument aus dem Jahre 1291, in dem von einer Beleuchtung des Altares und der Stiftung der Kirche durch die adelige Frau Mechtildis von der Schwertscheiden die Rede ist. Dieses Dokument ist jedoch nicht mehr belegbar.
Gegen 1351 ließ Ritter Engelbert von Vorst den Chor und den Marienaltar erbauen.
Nach dem Tode der Frau von der Schwertscheiden bestimmte man, die von ihr gestifteten Renten zu einer Wochenmesse in der Kapelle.
Es war im Mittelalter üblich, dass wohlhabende Leute und insbesondere die Lehnsherren, Messen stifteten. So wird die Stiftung einer Freitagsmesse durch eben jenen Ritter Engelbert von Vorst im Jahre 1351 erwähnt.
1420
Die Kapelle Sankt Matthias wurde 1420 zur Tauf- und Pfarrkirche erhoben. Angeblich war dies der Verdienst des adeligen Herrn von Geißbusch unter Vorbehalt des Patronats Seitens des Klosters Hoven.
Der noch heute vorhandene Taufstein aus Namurer Blaustein ist jedoch älter und stammt aus dem 12. Jahrhundert.
1570
Franz von Hompesch schrieb 1570:
"Es ist öffentlich am Tag, das zuvor die von Geißbusch und folgende die von Hompesch als Inhaber des Hauses Bollheim in der Zeit ihren Kirchgang und ihr Begräbnis zu Oberelvenich in der Pfarrkirche über die anderthalb Jahrhunderte gebraucht und gehabt, wie auch noch heutiges Tags auf dem Haus Bollheim ein Pastor zu Oberelvenich nach christlicher Ordnung, wenn die erfordert, die heiligen Sakramente mitteilt".
1534
Hierin trat eine Veränderung ein, als durch Incorporation oder Einverleibung der Pfarrkirche zu Oberelvenich in das Kloster Hoven im Jahre 1534 diesen die Verwaltung der kirchlichen Einkünfte zugesprochen wurde, und bezog seitdem aus dem Zehnten neun Malter Frucht, die es 1564 an den Pastor verpachtete. Dieser hatte aber nach wie vor auch noch einem kleinen Zehnten, denn 1680 bei Gelegenheit einer kirchlichen Visitation durch den Landesdechanten beklagt sich der Pastor über die Zurückhaltung von sechs Malter Kornzehnt, weshalb ihm die Pfarrgemeinde auch die Abgabe von jungen Schweinchen und Lämmern verweigerten.
1690
1690 glich die Kirche einer Ruine. Der damals dienende Pastor stellte ein Verzeichnis der notwendigen Arbeiten auf und legte dies Liste dem Herrn zu Bollheim zur Genehmigung vor. Diese Liste umfasste folgende Punkte:
Ist das Geboenn in der Kirchen so gar zerbrochen, daß man biß zum Tagh hinaus sehen kann, solches koent man reparieren von der Eiften (=Ulme) uffen Kirchhoff.
Ist das allernotigst ein starcke Maur umb den Kirchhoff, damit nit allerlei Biesten denselben uberlauffen und verwuesten.
Ist das Beinhauß (überdachter Raum, in dem bei der Anlage von Gräbern die alten Knochen aufbewahrt werden. Dieses Beinhaus scheint an der Stelle gestanden zu haben, wo heute die alte Schule steht) dermaßen zerbrochen, daß die Gebein der Verstorbenen bißweilen von den Kindern dispargiert und vertragen wirdt uber Straß und Kirchhoff.
Zum vierten ist hochnoetlich, sonderlich in einer Mutterkirchen, daß die zerbrochene Klock wieder vergoßen und daraus die neue gemacht wurdte.
Zum funften, daß das Kirchelgen einfeltiger weiß mit Kalck geweist wurde.
Zu der Wiederherstellung erklärten die von Bollheim sich bei einem Beitrag von 40 Talern bereit. Die Gemeinde aber war angeblich nicht in der Lage zu diesem Zweck einen einzigen Heller zu zahlen. und so war man genötigt fürs erste die Kirchenrente anzugreifen. Und so schritt man 1692 zum Neubau des noch heute vorhandenen Kirchenschiffes und Chors, während der altersgraue Turm erhalten blieb.
Die Unterhaltungspflicht der Kirche verteilte sich 1698 so, daß die Gemeinde für Schiff und Turm, die Kirche selbst aber für das Chorgebäude zu sorgen hatte.
Die drei prächtigen Rokokoaltäre sind Geschenke der adeligen Familie von Hompesch und ihrer Verwandten, wie zuvor schon erwähnt.
Da der Turm bei den Renovierungsarbeiten im Jahre 1692 nicht bedacht wurde blieb er weitestgehend unverändert. Nur 1870 wurde der Turm durch zwei Rundbögen verstärkt.
1864
1864 wurde für den runden Taufstein, der mit vier rohen Köpfen, und je 3 vertieften Kreisflächen verziert ist ein Deckel, der mit dem Bildnis des hl. Matthias versehen ist, angeschafft. Die Maße der alten Kirche wurde wie folgt beschrieben:
"Die Kirche ist auf dem höchsten Punkt des Dorfes gelegen, ein einschiffiger, schmuckloser Bruchsteinbau im vorgelagerten Westturm, im Lichten 11 Meter lang und 8 Meter breit. An das kurze Langhaus mit flacher Decke und je zwei Rundbogenfenster in den Längswänden setzt sich das wenig schmälere, dreiseitig geschlossene und gewölbte Chor an, dessen Ostteil als Sakristei abgetrennt ist. Der kurze Turm trägt auf zwei Geschossen einen achtseitig geschieferten Holzaufbau mit schlanker Haube.
1913
Eine erneute Renovierung der Kirche mit Anbringung einer neuen Stuckdecke erfolgte in den Jahren 1913 und 1925, wobei das Kirchendach unter Anregung des Pastors Thöne im Jahre 1920 erneuert wurde.
1959
Eine weitere, jedoch vollständige Renovierung von innen und außen (Fußboden, Innenputz, neue Decke nach alter Bauart mit Holz, Stroh und Lehm, Kirchendach, Glockenturm und Glockenstuhl) erfolgt in den Jahren 1959 - 1961. Mit dieser Erneuerung wurde auch eine Öl-Warmluftheizung eingebaut.
Zudem wurde die Krypta der Familie von Hompesch unterhalb des Hochaltars geöffnet. Der Zugang zu dieser Krypta konnte jedoch durch das mehrmalige Aufeinanderschichten von neuen Fußböden nicht offen gehalten werden. Der Landeskonservator ließ leider einen Zugang von außen nicht zu.
Vor den Wirren der Weltkriege waren für das Geläut 3 Glocken vorhanden, wovon 2 in den Kriegszeiten zur Herstellung von Waffen eingeschmolzen wurden.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden durch den damaligen Pastor Backes 3 neue Glocken angeschafft - die kleinere davon ist eine Stiftung des damaligen Bürgermeisters Anton Zinken- und im Jahre 1955 kurz vor Weihnachten im Beisein des Dechanten Heinrichs aus Euskirchen geweiht.
Die heute noch kleinste Glocke stammt aus dem Jahre 1418 und wurde auch Herrenglocke genannt. Die bei der Huldigung eines regierenden Herren von Bollheim musste diese unbedingt geläutet werden, sowie beim Tode desselben.
(Bild: Vorderseite einer Postkarte, unbekannte Quelle, ca. 1920)
1992
Im Jahre 1992 dann die Kirche zum letzten mal von außen und innen renoviert. Kurz danach stellte man fest, dass das alte Harmonium irreparabel sei, und eine neue Orgel nötig wäre.
Die Orgel wurde alsdann bestellt, gebaut und errichtet und am 12.06.1994 eingeweiht. Die bei ihrem ersten Einsatz in der liturgischen Feier von unserem Küster Johannes Zaun gespielt wurde.
(Bild: Johannes Zaun, ca. 1950)
Im Zuge dieser letzten grundlegenden Renovierung erhielt die Kirche einen neuen Zelebrationsaltar mit passendem Ambo des Kölner Bildhauers Joachim Droll.
Zur Innenausstattung gehören zudem drei Rokoko-Altäre, die Geschenke der Familie Hompesch sind.
Eine hölzerne Madonnenfigur aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts muss wohl als besonderes Schmuckstück der Kirche bezeichnet werden.
Der Taufstein aus Namurer Blaustein stammt aus dem 12. Jahrhundert.
Der Friedhof umschließt die Pfarrkirche rundherum. Gräber sind in losen Gruppen angeordnet. Einige historische Sand- und Blausteinkreuze aus dem 17./a8. Jahrhundert existieren noch heute. Deren Inschriften aber nicht mehr lesbar sind. Diese stehen, wie auch die Kirche, unter Denkalschutz.
Heute ergänzt ein Urnenfeld und ein Aschenstreufeld den Friedhof. Über die "Gestaltung" beider Felder lässt sich streiten.
1994
Am 2. März wurden die Blau- und Sandsteinkreuze, wie auch eine Grabplatte in die Liste der denkmalgeschützten Objekte aufgenommen.
1995
Am 17. Juli 1995 wurde die katholische Rektoratskirche Sankt Matthias in die Liste der denkmalgeschützten Gebäude aufgenommen.
(Bild: Sankt Matthias, 2020)
Alle Bilder, sofern nicht anders beschriftet von Bernd Pesch.